Pflegevorständin Andrea Stewig-Nitschke diskutiert in Halle (Saale)



Der Fachkräftemangel in Deutschland betrifft nicht nur einzelne Unternehmen, sondern stellt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe dar, die sowohl Herausforderungen als auch Chancen für die Zukunft mit sich bringt. Die IWH-Jahrestagung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle am 4. März 2025 widmete sich diesem zentralen Thema und diskutierte Lösungsansätze zur Bewältigung dieser Problematik.
Auswirkungen und Lösungsansätze
Welche gesamtwirtschaftlichen Folgen sind vom Fachkräftemangel zu erwarten? Wie kann die Integration von Fachkräften in den Arbeitsmarkt optimiert werden? Welche Potenziale bietet eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt der Veranstaltung.
Zum Auftakt hielt Staatssekretärin Leonie Gebers (Bundesministerium für Arbeit und Soziales) eine Rede mit dem Titel: „Die Fachkräftestrategie der Bundesregierung. Viel erreicht, viel zu tun.“ Anschließend präsentierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IWH sowie anderer Forschungseinrichtungen ihre aktuellen Studienergebnisse:
- Professor Dr. Martin Brussig (Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen und Deutsches Institut für Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung): „Ältere als Fachkräftepotenzial auf dem Arbeitsmarkt“
- Professorin Dr. Birgit Glorius (Sachverständigenrat für Integration und Migration und TU Chemnitz): „Anwerben, Ankommen, Dazugehören: zur Bedeutung lokaler Rezeptivität für eine nachhaltige Fachkräfte-Strategie“
- Professor Dr. Oliver Holtemöller (IWH und Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg): „Demografie und regionales Wirtschaftswachstum in Deutschland“
- Professor Dr. Simon Wiederhold (IWH und Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg): „Kita ist für alle da? Zwischen Wunsch und Wirklichkeit“
Podiumsdiskussion zur Fachkräftegewinnung
Am Nachmittag fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Welche Wege zur Lösung des Fachkräfteproblems sind vielversprechend?“ statt. Moderiert von Anja Heyde diskutierten:
- Markus Behrens, Bundesagentur für Arbeit
- Professor Dr. Thomas Brockmeier, Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau
- Professor Reint E. Gropp, Ph.D., IWH und Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
- Andrea Stewig-Nitschke, Medizinische Universität Lausitz-Carl Thiem
Andrea Stewig-Nitschke erläuterte die erfolgreichen Maßnahmen zur Fachkräftesicherung an der neuen Universität in Cottbus. Sie betonte, dass der intensive Austausch zwischen Forschung und Praxis eine wesentliche Grundlage für dringend erforderliche gesetzliche Rahmenentwicklungen sei. Insbesondere Pilotprojekte zur unternehmensbezogenen Projektkompetenz sowie die akademische Anerkennung von Pflegefachkräften auf internationaler Ebene stehen derzeit im Fokus.
Die Tagung verdeutlichte, dass der Fachkräftemangel nur durch eine Kombination verschiedener Maßnahmen bewältigt werden kann. Dazu zählen unter anderem die gezielte Förderung von älteren Arbeitnehmern, eine nachhaltige Migrationsstrategie sowie der Ausbau der frühkindlichen Betreuung. Die Ergebnisse der Diskussionen und Fachvorträge liefern wertvolle Impulse für die zukünftige Gestaltung der Fachkräftestrategie in Deutschland.